Afrika, das Land der Kultur?

Als ich die Holzschnitzerei in Afika-Form mit der Inschrift „Africa, the land of culture“ an einem Souvenirstand in Kumasi (zweitgrößte Stadt Ghanas, 2,5 Mio) betrachte, will ich lachen und weinen zugleich. Denn obwohl diese Äußerung so unglaublich nichtssagend ist, spiegelt sie ein Bild wieder, das bei Touristen durchaus populär ist.

Afrika, das ist das Land, in dem noch die Natur herrscht, das Land der Löwen, Zebras, Antilopen, Tiger, Elefanten und Affen.
Afrika, das bedeutet endlos ausgestreckte Savanne, einen Baum, der einsam aus der Graslandschaft ragt, und der seinen langen Schatten in das tiefe Rot der untergehenden Sonne wirft.
Afrika, wo Frauen mit freiem Oberkörper vor Holzhütten sitzen oder große Schüsseln und Eimer auf ihren Köpfen balancieren.

Afrika, das Land der Kultur.

Afrika, das bedeutet Krieg und Korruption. Rebellen, die Zivilisten mit Macheten die Hände abhacken, Kindersoldaten.
Afrika wird assoziiert mit Armut, Kindern mit aufgeblähten Bäuchen, laufender Nase und Fliegen an den Augen, Hunger und Aids.

Diese beiden Stereotypen, die uns in den westlichen Medien häufig begegnen, sind jedoch nur Teilausschnitte einer Wirklichkeit, die sich nicht zu einem einzigen Bild zusammen setzen lassen.
Der Autor Georg Brunold nennt sein Buch über die Vielschichtigkeit des afrikanischen Kontinents zurecht „Arfika gibt es nicht“. Denn Afrika lässt sich angesichts seiner Vielfalt nicht als ganzes erfassen.

Was mich überrascht, ist, dass Ghanaer oft selbst eher zu diesen Stereotypen beitragen, als sie zu zerstören. In meiner Gastfamilie ist das nicht so, denn dort lebe ich ja seit inzwischen 8 Monaten, aber auch hier bekomme ich manchmal noch Sprüche wie „This is Africa for you!“ zu hören.
Wenn man jedoch als Tourist in Ghana ist, kann man sich vor „real african culture“, „real african dances“, „african dresses“, und Postkarten mit der Aufschrift „Greetings from Africa“ kaum retten.
Würde ich in Indien ein Souvenir mit der Inschrift „Asia, the land of culture“ finden? Ich war noch nicht in Indien, aber ich glaube, ich müsste eine Weile suchen.

Auf dem afrikanischen Kontinent werden schätzungsweise 2000 verschiedene Sprachen gesprochen, und es gibt fast genauso viele eigenständige VolksgruppenAllein in Ghana gibt es neben der allgemeinen Amtssprache Englisch 9 weitere „Hauptsprachen“ mit den dazugehörigen Stämmen, nämlich Twi, Hausa, Ga, Ewe, Dagaare, Gonja, Kasem, Dagbane und Nzema. Daneben gibt es viele weitere, weniger verbreitete Sprachen und Dialekte.
Obwohl die Grenzen zwischen den Stämmen in Ghana wegen der immer größer werdenden Infrastruktur mehr und mehr verwaschen, haben auch diese Volksgruppen innerhalb Ghanas unterschiedliche Traditionen, Rituale und Religionen. Zum Beispiel ist der Norden des Landes überwiegend Muslimisch, während der Süden eher christlich geprägt ist. 

Die Bilder von Afrika, die von den Medien vermittelt werden sind also oft einseitig, und beschränken sich entweder auf das Afrika, in dem Krokodile auf Gnus lauern, oder auf jenes, welches wir aus den Nachrichten kennen und das sich auf Krieg, Krisen und Konflikte beschränkt.
Wann hört man schon politische Nachrichten aus Afrika, die nicht mit einem dieser 3 Themen zu tun haben?
Neben Staaten, in denen Bürgerkrieg herrscht, die Eliten sich bereichern und selbst elementare Infrastrukturen fehlen, gibt es aber auch Länder mit demokratisch gewählten Regierungen, und wirtschaftlichen Erfolgen. Ghana ist ein Beispiel für diese positive Entwicklung. Dort haben seit 1992 bereits viermal friedliche freie Wahlen stattgefunden, zweimal übernahm die jeweilige Opposition die Regierungsgewalt.

Mehr über das Thema „Afrikabild im Westen“ gibt es hier:


Reporter ohne Grenzen: Verzerrter Blick der westlichen Medien

Süddeutsche: Afrikabild im Westen

Und noch etwas zum selbst ausprobieren:
Stellt Eure Google-Suchmaschine auf Bildersuche, und dann probiert „Europe“, dann „Asia“, dann „Africa“.

Filderzeitung: Winter Weit Weg

Und noch ein Artikel!

 - Filderzeitung, 15.01.13

– Filderzeitung, 15.01.13

Der Artikel erschien in der Ausgabe vom 15.01.13, der Filderzeitung.

Unterrichtstopp an staatlichen Schulen

Seit einer Woche hat an den staatlichen Schulen in Ghana kein Unterricht mehr stattgefunden.

Für die Schüler ist der Streik ein großes Problem, da schon in 1½ Wochen die Examen des zweiten Trimesters beginnen werden. „So sind wir jetzt mit der Vorbereitung auf die Examen hinterher. Für die Meisten von uns wird sich das negativ auf unsere Leistung in den Examen auswirken..“, meinte ein JHS Schüler im Fernsehen.

15.03.13

PRESS CONFERENCE BY THE TEACHER UNIONS IN THE GHANA EDUCATION SERVICE (GNAT/NAGRAT) ON UNADDRESSED CONCERNS OF TEACHERS HELD AT THE TEACHERS HALL ACCRA ON FRIDAY, 15TH MARCH 2013.

Ladies and Gentlemen from the Media, it would be recalled that in January, 2013, teachers’ concerns came to the fore and attracted a lot of discussion in the media.

These concerns included but not limited to;

       Diese Sorgen/Anliegen beinhalteten unter anderem:

  1. Non-negotiation of new proposals of the Collective Agreement for the teaching employees of the Ghana Education Service (GES)Keine „Verhandlungen“ von neuen Vorschlägen für den Tarifvertrag der unterrichtenden Angestellten des Ghana Education Service (GES)
  2. Freeze on annual increments for the staff of GES since 2010Stopp der jährlichen Gehaltserhöhungen für die Mitarbeiter des GES (Ghana Education Service) seit 2010.
  3. 3.Non-payment of Vehicle Maintenance Allowance for 2012 to date to GES staff who qualifyVersäumte Bezahlung der Fahrzeugpflege-Zuschüsse an die Mitglieder des GES, die dafür die nötigen Voraussetzungen erfüllen, für das Jahr 2012 bis heute.
  4. 4.Delays in resolving outstanding issues related to promotionsVerspätungen bei der Bearbeitung ausstehender Angelegenheiten in Bezug auf Beförderungen.

Ladies and Gentlemen, it took the intervention of His Excellency, the President through the Chief of Staff and the National Labour Commission (NLC) to avert an industrial action in the education, non-tertiary sector at the time.

It is regrettable to note, however, that despite the intervention of these important stakeholders, the said concerns have still not been addressed… The agreement was that the working group would use 6 weeks to resolve the concerns. Meanwhile the concerns linger on and the six weeks have elapsed…

…From all indications, it is clear to the leadership that solutions to our concerns are not in sight and the pent-up feelings of our members are assuming alarming proportions…

…Ladies and Gentlemen, to show our displeasure for the inertia of the relevant authorities in solving the concerns of teachers in pre-tertiary educational institutions in the public service, whose mandate we carry, we as leaders, are unable to restrain our members who have already resolved not to teach, invigilate, supervise and not to work with effect from Monday, 18th March, 2013.

May God Bless Ghana

Thank you for Coming

Mr. Samuel Doe Alobuia Mr. Christian Addai -Poku

Ag. National President, GNAT National President, NAGRAT

Seit Dienstag (26.03.13) findet offiziell wieder Unterricht statt, denn, so sagte man mir, sei der Streik jetzt „pausiert“, weil eben in Kürze wichtige Examen anstehen. Nach den Examen soll der Streik jedoch fortgesetzt werden.

Musikalische Diversität in Ghana

Die im Süden Ghanas vorherrschenden Musikrichtungen sind Gospel und Hiplife, einem ghanaischen Musikstil, der sich in den 1990ern aus der ghanaischen Highlife-Musik und Hip-Hop entwickelte.
Über die ein wenig an Dancehall oder Ragga erinnernden Rhythmen wird oft in einer bunten Mischung aus English, Pidgin English, Fante, Twi oder Gha gerappt.

Ein Beispiel, wie oft mitten im Satz zwischen den Sprachen gewechselt werden kann:
(Lyrics: KOLOM von Buk Buk)

bog the stage, thema fans no be small.
My padi be Sarkordie but abrofo sem nti me min di bordi3.
Me we plantain chips, you no maintain hips, commotu for there.
Ohemaa, tswin ma me wai, bisa B-Phat New York me fans no y3 more.
Me fa me ho s3 Kenny, me dresse ma wo kong dor.
Me wor goons gu m3tsi V.I.P, 4×4.

I got sons in the game like Castro and Buky Core, X-Ray, Boogie Down, Big Apple, we on tour.
Any yawa go dey pai, in your love I want fall like. KOLOM.

Live-Auftritte gibt es – außer in der Kirche – fast gar nicht. Auftritte von Rappern und Hiplife Artisten laufen meistens im Vollplayback ab (wichtig ist hier eher der Tanzstil der Interpreten), und sind deshalb für Live-Musik Liebhaber uninteressant.

Extrem verbreitet ist der Azonto-dance, der in Ghana seinen Ursprung hat, und bei dem mit Händen und Füßen tägliche Aktivitäten wie Waschen oder Kochen pantomimisch dargestellt werden. Beim Tanzen wird die eigene Kreativität benutzt. Wie beim Hip-Hop kann sich dabei eine Kommunikation zwischen zwei Tänzern entfalten.

Azonto-Tanz Video:

 

Bekannte Hiplife Tracks:

 

Gospel:

 


Sowohl Hiplife als auch Gospel Lieder werden so lange „rauf und runter“ gehört (und das überall, im Auto, in 3 verschiedenen Zimmern der gleichen Wohnung, auf der Straße vor Läden und Ständen, oft fahren zusätzlich Kleinlastwagen mit riesigen Musikanlagen – aus denen „Kolom“ oder „Azonto“ schallt – und haufenweise Ghanaern auf der Ladefläche durch die Stadt), dass sie zumindest mir mittlerweile aus Ohren und Nase quellen.

Seit ich in Ghana bin, haben sich die top 5 meist gespielten Hiplife Lider nicht geändert. Ich fragte einen meiner Gastbruder vor ein paar Tagen, ob es denn in der ghanaischen Musik keine Abwechslung gäbe. Darauf antwortete er mir lachend: „In 5 Jahren kommt mit Sicherheit etwas Neues.“

Die Benzinpreise steigen

 

Als der Taxifahrer plötzlich 70 Peswas verlangte, anstatt der in Swedru üblichen 50 Peswas, dachte ich mir, jetzt versucht es eben mal wieder einer.
„Der normale Preis ist aber 50 Peswas“, sage ich, und drücke ihm das Geld in die Hand. Doch der Taxifahrer fängt nicht an zu lachen, wie es die Leute hier so oft tun, wenn man sie beim Schummeln erwischt, sondern besteht darauf, dass ich ihm die fehlenden 20 Peswas gebe. „Die Benzinpreise sind gestiegen“ meint er. Neben mir im Taxi sitzen zwei Ghanaerinnen, also frage ich nach. Und anscheinend ist es dieses Mal wirklich kein Versuch, mich über den Tisch zu ziehen. Also gebe ich dem Fahrer das Geld, entschuldige mich, und steige aus, denn ich bin an meinem Ziel angekommen.

In der folgenden Woche habe ich mehrere solcher Erfahrungen gemacht. Taxis, und Trotros kosten mehr, die Preise für Wasser und Strom wurden erhöht. Auch für Lebensmittel bezahlt man oft etwas mehr.
Für viele Familien ist diese Steigerung der Lebenskosten nicht unproblematisch, und man tritt kürzer. Vor allem beim Strom werden Einsparungen gemacht.

 

Strom ist in letzter Zeit sowieso „Mangelware“. Es ist das Ende der Trockenzeit, und der Wasserpegel des Voltasees ist tiefer als sonst. Das hat Auswirkungen auf das ghanaische Stromnetz, denn aus dem Kraftwerk im Akosombo Staudamm fließt ein nicht unerheblicher Teil des ghanaischen Stroms.

 

Die „Light offs“, wie Stromausfälle hier genannt werden, dauern oft lange an (Gestern von 10 Uhr morgens bis 8 Uhr abends).
Morgens hat das zur Folge, dass man wieder trockenen Theorie-unterricht machen muss (PCs brauchen ja Strom), mittags heizt die Sonne langsam die Zimmer auf, bis sie um kurz nach 6 am Horizont verschwindet und man kaum noch die Hand vor den Augen erkennt, sodass man im Grunde nicht mehr viel machen kann und abends schweißgebadet schlafen geht, auch wenn man 10 Minuten vorher „eimergeduscht“ hat.

 

Doch zurück zum Thema:

Grund für die Erhöhung von Benzin- und anderen Preisen ist die INFLATION IN GHANA.

 

In den letzten 2 Jahren war die Inflationsrate bei ca 10% pro Jahr.Die durchschnittliche Inflationsrate in Ghana von 1998 – 2013 beträgt um die 17 Prozent pro Jahr. Im Jahr 2001 war sie zeitweise über 60%, das Minimum waren 0.40% im Mai 1999.

 

2007 wurde die ghanaische Währung vom alten auf den neuen Cedi umgestellt. Dabei wurden vom alten Cedi vier Nullen weggestrichen und so waren 10.000 alte Cedis 1 neuer Cedi. Für eine Übergangszeit von sechs Monaten waren sowohl alte als auch neue Cedi parallel als Umlauf-Zahlungsmittel bei täglichen Geschäften mit privaten Endverbrauchern gültig. Seit dem 31. Dezember 2007 ist der alte Cedi nicht mehr gültig.
Allerdings gebrauchen viele Menschen hier immer noch die alte Währung um zu rechnen oder zu handeln.Wenn ein Getränk also plötzlich „15.000“ kostet, kostet es eigentlich 1 Cedi 50 Peswas.

 

Mehr Informationen über die Inflation in Ghana gibt es hier:

 

Basic Schools Computerisation Project

Das Basic Schools Computerisation Projekt ist ein Projekt vom ghanaischen Bildungsministerium und RLG Communications, einer ghanaischen Computerfirma, das am 12.Sept.12 gestartet wurde. Im Rahmen des Projekts sollen über 60.000 Laptops an ghanaische Grund- und Mittelschulen verteilt werden, mit dem Ziel, jedem Schüler Zugang zu einem Computer zu verschaffen.
Außerdem hat das ghanaische Bildungsministerium begonnen, weitere ICT Lehrer auszubilden, die dann an Schulen geschickt werden sollen, an denen es keine oder wenige kompetente ICT Lehrer gibt.
Da manche Schulen im Land keinen Strom zur Verfügung haben, wurden außerdem Gespräche mit Stromanbietern aufgenommen, mit der Absicht, jeder Schule einen Stromanschluss zu verschaffen.

Als vor 2 Tagen plötzlich 15 in Kartons verpackte Laptops vor meinem Computerraum standen, habe ich mich natürlich riesig gefreut. Unterricht mit 2 Schülern pro Computer wäre schon eine tolle Sache.
Die Sache hat aber einen Haken: Auf den Computern ist das kostenlos im Internet downloadbare Betriebssystem Linux (Ubuntu) installiert, und nicht Windows.Der Lehrplan besagt aber, dass den Kindern Windows beigebracht werden soll und genauso sind auch die Schulbücher für Windows ausgelegt.
Als Grund für das verteilen von Computern mit Linux gibt das Bildungsministerium an, dass es so gut wie keine Vieren für Linux (Ubuntu) gibt, und dass die Computer so besser geschützt und leichter instand zu halten wären.
Das stimmt zwar, ich selbst vermute aber, dass es viel mehr einfach zu teuer ist, tausende Computer mit Windows auszustatten, für das man käuflich erworbene Lizenzen braucht.

Im Computerraum stehen jetzt also 15 Laptops, die die Schüler eigentlich gar nicht verwenden können, da sie sich mit dem neuen Betriebssystem nicht auskennen.
Es wäre zwar möglich, jetzt anzufangen den Kindern beizubringen wie man mit Linux umgeht, aber spätestens wenn die Schüler in einem, zwei oder drei Jahren in die Junior Highschool kommen, wird in den Examen wieder Wissen um das Windows Betriebssystem abgefragt.
Das Bildungsministerium hat zwar in Aussicht gestellt, dass die Computer nach und nach auch mit Windows-Betriebssystemen ausgestattet werden sollen, aber wann das der Fall sein wird, ist noch unklar.

Was also tun? Vom Lehrplan abweichen und die Schüler vielleicht nur verwirren, oder die zur Verfügung gestellten Computer nicht verwenden?

Lederschildkröten

Die Lederschildkröte gehört zur Familie der Meeresschildkröten und ist mit einer Panzerlänge von bis zu 2,5 Metern und einem Gewicht von nahezu 700 Kg die größte lebende Schildkröte.
Von Oktober bis Februar kommen die Weibchen aus dem Wasser, um am Strand Eier zu legen. Sie graben dafür ca. 30 Centimeter tiefe Gruben in den Sand. Ausgebrütet werden die Eier von der Sonne, bis nach 50 bis 70 Tagen die Nachkommen schlüpfen.

Vor knapp zwei Monaten war ich mit Freunden in Dzita, einem kleinen Dorf an der ghanaischen Ostküste, um dort in einem ruhigen Beach Resort namens „Meet Me There“ ein verlängertes Wochenende zu verbringen. Das Resort liegt an einem kleinen Salzwassersee, und ist so vom eigentlichen Sandstrand getrennt. Auf der Sandbank zwischen See und Meer stehen 5 kleine Stohhütten ohne festem Boden und mit nichts als einem großen Bett im inneren, in denen man für ca. 3 Euro pro Person übernachten kann. Wer etwas im Restaurant essen oder duschen will, muss mit einem Kanu über den See paddeln. Pech für die, die nachts eine richtige Toilette benutzen wollen.

Wer es lieber gemütlich hat, mietet sich ein Zimmer im Hauptgebäude des Resorts, für dem entsprechend mehr Geld.

Bei unserem Besuch in Dzita hatten wir das Glück, am Strand auf ein Exemplar der oben beschriebenen Meeresschildkröten zu stoßen, die am Strand dabei war ihre Eier abzulegen. Hier die Bilder:

Schuldisziplin

Die Klassen an ghanaischen Schulen sind oft riesig. Manchmal sind bis zu 60 Kinder in einer Klasse, deshalb unterrichte ich mittlerweile immer nur die Hälfte der Klasse auf einmal, und dann jede Klasse 2 x pro Woche, ein Mal die Jungen, ein Mal die Mädchen.

Der Unterricht macht Spaß, ist aber oft auch sehr anstrengend, denn viele der Schüler sind nur sehr schwer für den Computerunterricht zu motivieren. Was gut nachvollziehbar ist, denn die meisten Familien haben keinen Computer zuhause, das heißt, die Kinder können das Gelernte nicht selbst anwenden. Nicht mal im Unterricht können sie selbst aktiv werden, denn dafür stehen nicht genügend Computer zur Verfügung.

Auf der anderen Seite gibt es einige, die interessiert und gut motiviert sind und die mein Lehrerdasein mit eigenen Ideen und Eigeninitiative aufhellen. Das sind vor allem diejenigen, die auch zuhause Zugang zu einem Computer haben. Die anderen Kinder haben – eben weil sie nichts selbst ausprobieren können – nur das Wissen, das schon im Unterricht besprochen wurde.

Ein weiteres Problem ist Unregelmäßigkeit, mit der die Schüler den Unterricht besuchen. Oft fehlt bis zu ¼ der Klasse. Warum dies der Fall ist kann ich nur vermuten. Sicherlich spielen Krankheiten wie Malaria und somit Krankheitsbedingtes Fehlen eine große Rolle.

Aber das ist sicherlich nicht der einzige Grund. Ein Beispiel: In der ganzen ersten Woche des neuen Terms waren häufig nur wenige Kinder pro Klasse anwesend. Warum? Die Schuldirektorin erklärte mir, die Eltern würden die Kinder wegen des Kalten Wetters nicht zur Schule schicken. Tatsächlich war es zu dieser Zeit – vor allem nachts – etwas kühler als sonst. Für das südliche Ghana bedeutet das, dass es tagsüber manchmal 30°C statt 35°C warm war. Wie das ein Grund für die Eltern sein kann, ihre Kinder nicht zur Schule zu schicken, ist mir bisher ein Rätsel.

Doch auch aus ganz anderen Gründen als dem Fehlen von Schülern oder (wenn weniger Schüler fehlen) den völlig überfüllten Klassen, gestaltet sich der Unterricht oft schwierig: In meinem Fall ist es der Mangel an funktionierenden Computern, was den Computer-Unterricht sehr erschwert, denn die Kinder haben so nicht die Chance, aktiv zu lernen – das heißt, Dinge am Computer selbst auszuprobieren.

Wie schon in meinem früheren Artikel „Mein Projekt“ angekündigt, habe ich mit einem meiner Kollegen bei jedem der kaputten Computer nach dem Problem gesucht, und wir haben eine Liste mit fehlenden Komponenten erstellt, die benötigt werden, um die PCs zu reparieren. Diese Liste haben wir dann an die Schuldirektorin weitergegeben, in der Hoffnung, sie würde uns Geld für den für den Einkauf zur Verfügung stellen. Die Schule besitzt aber im Moment nicht die nötigen Mittel, die Komponenten zu besorgen, es müssen erst Elternabende organisiert werden, bei der die Direktorin die Eltern bitten will, die Reparaturen mitzufinanzieren. Somit liegt das Projekt vorerst auf Eis.

Daran, dass von 11 Computern im Computerlabor nur 3 funktionstüchtig sind, hat sich also seit meiner Ankunft im Projekt nichts geändert. Die Zahl der funktionierenden PCs ist sogar noch von 3 auf nur 2 geschrumpft.

Das zweite Drittel

Mitte Oktober, zu Beginn meines Lehrerdaseins in Ghana, habe ich zum ersten Mal über den Schulalltag und die Situation, die ich in meinem Projekt vorgefunden habe, berichtet.

Nach knapp vier Monaten in Ghana habe ich mich jetzt ganz gut in die Schulabläufe integriert und starte viel besser vorbereitet in das zweite Drittel meiner Lehr(er)zeit.
Eine erfreuliche und gute Erfahrung war es, dass die Kinder im Kindergarten, der zur Schule gehört, die mich anfangs als ein neues, weißes Spielzeug ansahen, mich jetzt als einen Teil der Lehrerschaft akzeptieren, und nicht mehr ununterbrochen meinen Unterricht stören, wenn sie gerade Pause haben.

Der erste Term, also das erste Trimester, ging Mitte Dezember zu Ende, und vor einer Woche hat der zweite begonnen. Fünf Tage in der Woche stehe ich um halb 7 Uhr morgens auf, um halb 8 beginnt mein Schulalltag. Wie auch schon im ersten Term, unterrichte ich, helfe meinem Kollegen Malik beim benoten oder beaufsichtige die Kinder in der Schulbibliothek.

Natürlich ist der Schulalltag manchmal eintönig oder anstrengend, zum Beispiel wenn es für mich wenig zu tun gibt oder wenn ich in drei aufeinanderfolgenden Unterrichtsstunden den gleichen Stoff durchnehmen muss, weil die Kinder entweder nicht bereit sind zuzuhören, oder einfach immer die Hälfte der Klasse fehlt.
Viel öfter aber ist es motivierend, wenn die Schulkinder sich auf den ICT (Computerwissen) – Unterricht freuen (auch wenn nicht alle von ihnen gute Noten nach Hause tragen). Denn alle wissen: im ICT Unterricht werden viele Dinge anders gemacht. Der Lehrer hat keinen Stock in der Hand, er verteilt manchmal Belohnungen an fleißige Schüler (Schoko-Bonbons) und er verlangt andauernd von ihnen, eigene Antworten zu finden und nicht nur herunterzubeten, was im Buch steht. Das ist für die meisten nicht einfach, weil sie gewohnt sind, nur das bereits Gesagte zu wiederholen, aber die Abwechslung macht ihnen trotzdem sichtlich Spaß.

Die letzten zwei Wochen vor den Weihnachtsferien habe ich damit verbracht, mit den Schülern den Stoff des Terms zu wiederholen und die Examen für meine Klassen zu entwerfen. Das war eine recht schwierige Aufgabe, denn es waren die ersten längeren Klassenarbeiten, die ich zu entwerfen hatte ( Dauer: 1 ½ Stunden, die Klassentests sind dagegen nur 10-15 Minuten lang) und die Examen sollten natürlich nicht zu leicht und nicht zu schwer für die Schüler sein. Denn sie sind von erheblicher Bedeutung: sie machen ganze 70% der Jahresnote aus. Die restlichen 30% ergeben sich aus benoteten Klassentests und Hausaufgaben.
Die Examen der Primary und Junior Highschools bestehen normalerweise aus zwei Teilen: Im ersten Teil, für den die Schüler eine halbe Stunde Zeit haben, werden 20-30 Multiple-Choice-Fragen gestellt. In meinem Fall waren dies Fragen wie:

“A single click is used to
a) select an item on the screen
b) move an item on the screen
c) open an item on the screen.”

Das mag zunächst wie eine banale Frage erscheinen, doch man darf nicht vergessen, dass die Kinder, die ja meist erst 10-12 Jahre alt sind, dies kaum üben können, also solche Fragen eigentlich aus ihrem theoretischen Wissen heraus beantworten müssen.

Im zweiten Teil der Examen werden den Schülern zwei verschiedene Kompositionsaufgaben – in denen es darum geht, selbst Texte zu verfassen – vorgestellt, von denen sie eine wählen und dann bearbeiten müssen.

Benotet wird nach einem Punktesystem, maximale Punktzahl ist 100. Bei den Ergebnissen meiner Klassen war von 0/100 bis 95/100 alles drin. 0 Punkte, das klingt hart, aber einige der Schüler besuchen einfach nicht den Unterricht oder bleiben sogar unentschuldigt von den Examen fern.

Eine Erkenntnis ist mir nach dem Ablauf einer Drittel meiner Zeit in Ghana besonders wichtig: Das Dasein als Lehrer in Ghana ist nicht leicht, weder für mich noch für meine afrikanischen Kollegen. In einem Klassenzimmer sitzen manchmal bis zu 60 Kinder, und es fehlen oft Unterrichtsmaterialien, ob nun Hefte, Arbeitsblätter (die gibt’s so gut wie nie), oder gar Computer. Dazu mehr in meinem nächsten Beitrag, der kommt voraussichtlich morgen!

Big Tree bei Akim Oda

Der Big Tree bei Akim Oda ist der größte Baum Westafrikas. Ich war dort mit meinen Eltern, die jetzt nach 3 wöchiger Ghana-Rundreise wieder nach Deutschland geflogen sind. Der Bako-Baum ist 66 Meter hoch und 500 Jahre alt. Er steht in einem großen Forstreservat in dem man außerdem allerlei Kleingetier entdecken kann, vor allem Schmetterlinge.DSCN2571DSCN2557DSCN2579DSCN2602DSCN2551

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Yao und ich vor dem Big Tree