Weihnachten in Ghana

Weihnachten ist vorbei, das neue Jahr hat begonnen. Nur so richtig in Weihnachts- oder Neujahrsstimmung war ich nicht, denn hier sind die Tage gleich lang geblieben, die Temperatur ist immer noch 35 °C im Schatten, und zumindest Weihnachten ist an mir mehr oder weniger unbemerkt vorbeigegangen.

Für die meisten Ghanaer ist der Abend des 24. Dez. relativ unwichtig, so auch für meine Gastfamilie, am 25. geht man lange in die Kirche, und am 26. werden Geschenke unter Freunden und Familie verteilt.
Bei uns blieb der Kirchenbesuch aus, dafür backte Sissi (meine Gastmutter) den ganzen Tag Kuchen und meine Gastbrüder und ich kochten jede Menge Essen, welches wir dann an ein Waisenhaus in Agona Swedru spendeten.
Das Essen bestand aus einer Runde Muffins (gebacken mit Hilfe von Sissi), einer Portion Reis mit Gemüse und Hühnchen und Orangensaft für alle. Dazu gab es Musik aus der von David mitgebrachten Musikanlage. Nach dem Essen wurde getanzt und es wurden einige  Spiele gespielt (jeder zieht einen Zettel auf dem irgendein Blödsinn steht, den derjenige dann vor allen anderen machen muss). Ich hatte viel Spaß, und die Kinder freuten sich über unseren Besuch. Eine ungewohnte aber schöne Weise, Weihnachten zu feiern.DSCN2524

Am letzten Weihnachtsfeiertag ging ich mit einem meiner Lehrerkollegen essen und verteilte in meiner Familie ein paar kleine Geschenke.

Keine Plätzchen, kein Weihnachtsbaum, kein Zimtgeruch und kein gemeinsames Essen mit der Familie. Und kein Schnee, obwohl es das in Deutschland ja auch nicht gab. Weihnachten war also eher ungewöhnlich für mich, genau wie Silvester, das ich mit 25-30 anderen Freiwilligen am Strand nahe Accra verbrachte. Feuerwerk gab es fast keines, dafür konnte man durch den ersten Sonnenaufgang des Jahres schwimmen.

Vom Malaria haben, und nicht haben

– „You have Malaria.“

„ – ?!“

– „Are you afraid of Malaria?“

„Of course I’m afraid of malaria!!“

– „Hahahaha..“

Schon viel zu lange habe ich nichts mehr von mir hören lassen. Und genauso viel ist in der Zwischenzeit passiert. Einzelheiten davon:

Im Swedruer Krankenhaus wurde mir am Sonntag, nach einer Blutuntersuchung, Malaria diagnostiziert. Dort ergab sich dann auch (nach mehreren Stunden warten, im Wartesaal, zusammen mit sowohl Patienten als auch mit Hühnern) das oben wiedergegebene, extrem ermutigende Gespräch.

Im Anschluss daran habe ich mich – entsprechend der ärztlicher Anordnung, mit Medikamenten gegen Malaria und mit einem Antibiotikum vollgepumpt, die meinen Zustand nicht gerade verbesserten, bis ich dann am Mittwoch in Begleitung von zwei weiteren Freiwilligen bei der Botschaftsärztin in Accra war, die mich dann noch einmal auf Malaria testete: Negativ. Die Ärztin erzählte mir auch, dass im Government Hospital von Swedru fast alle Malariatests positiv ausfallen würden und dass man, wenn man einen sicheren Test machen wolle, schon nach Accra kommen müsse. Nach Absetzen der Medikamente geht es mir jetzt auch schon fast wieder gut.
Malaria gehört zu den wichtigsten Infektionskrankheiten weltweit und kann im Fall der von Plasmodium falciparum verursachten Malaria tropica, besonders bei Kleinkindern und anderen Personengruppen mit mangelndem Immunschutz, rasch zum Tod führen. Durch den anfangs grippeähnliche Infektionsverlauf, dessen Symptome von vielen anderen in den Risikogebieten verbreiteten Infektionskrankheiten kaum zu unterscheiden sind, wird eine Behandlung oftmals zu spät eingeleitet oder verursacht unnötige Kosten innerhalb eines Gesundheitssystems, dessen finanzielle Grenzen längst überschritten sind.

In vielen der von Malaria betroffenen Gebiete besteht zusätzlich zu den mangelnden Ressourcen auf allen Ebenen der Gesellschaft — vom staatlichen Gesundheitswesen bis zur einzelnen Familie oder sogar der mittellosen Zweitfrau — anscheinend eine allgemeine Gleichgültigkeit gegenüber Krankheitssymptomen, auch bei Kleinkindern.

Wird eine Malaria diagnostiziert, werden oft billige und schlecht verträgliche Medikamente verschrieben – soauch die Warnungen in den Reiseführern – . Die Zeit der Arbeitsunfähigkeit (oder des Fernbleibens von der Schule) wird so noch verlängert, was wiederum zu einer schlechteren finanziellen Lage oder einer ungenügenden Schulbildung führt.

Die finanzielle Seite der Malariabekämpfung ist ein großes Problem.
Nicht zuletzt aus diesem Grund gibt es seit einigen Jahren Initiativen, die nach Mitteln suchen, eine Malariabekämpfung jenseits der Pharmaindustrie aufzubauen. Hier ein Link über so einen Versuch.
Und wer mehr über Malaria erfahren will klicke hier.

Mein Heim in Ghana

Das Haus, in dem meine Gastfamilie lebt, ist eines der besseren. Es isMein Gastbruder kocht Banku - ein traditionelles ghanaisches Gerichtt nicht weit vom Krankenhaus von Swedru entfernt, was aber nach meinen bisherigen Krankenhauserfahrungen seinen „schönen“ Klang verloren hat. Es gibt fast immer Strom, aber kein fließendes Wasser. Mein Zimmer ist groß, drinnen stehen zwei Betten und ein Schreibtisch. Es ist nicht direkt in der eigentlichen Wohnung meiner Gastfamilie, sondern hat einen eigenen Eingang, direkt neben der Wohnungstür, so wie eine Einzimmerwohnung. Wenn die Türe offen ist, und ich da bin, turnen hin und wieder meine kleinen Gastbrüder und Schwestern und ihre Freunde drin herum, und durchsuchen meine Sachen mit frecher Neugierde. Sehr unterhaltsam.

Akwaaba, Kwadwo!

Die ersten 2 Tage meiner Reise sind anders verlaufen als geplant:
Unser Flug nach Lissabon hatte Verspätung, deshalb haben wir den Anschlussflug nach Accra verpasst. Gut, dann eben eine Nacht in Lissabon verbringen: 4 Sterne Hotel, Abendessen und Frühstück inklusiv, zum Hotel gebracht und am nächsten Morgen wieder abgeholt werden, da tut die Verspätung gar nicht mehr weh.

Das Vorbereitungsseminar in Accra war erfolgreich, es wurden Tabus und Normen in Ghana besprochen und es gab einen Einführungskurs in Twi, der Sprache, die vor allem in der südlichen Region Ghanas gesprochen wird. Seit gestern bin ich nun bei meiner Gastfamilie. Der Vater lebt in einem anderen Teil von Agona Swedru, ihn habe ich bisher nur kurz zu Gesicht bekommen. Wie viele Gastbrüder und Gastschwestern ich habe konnte ich bisher nicht genau herausfinden. Da unterscheiden sich die Aussagen. Zwischen 7 und 10 sollen es jedenfalls sein. Die, die ich bisher kennen gelernt habe sind zwischen 10 und 24 Jahre alt.
In Agona Swedru habe ich bisher keine Bilder gemacht, aber auf der eineinhalb stündigen Fahrt dort hin. Einige davon gibt’s jetzt auch hier zu sehen.

Mein erster Versuch, die Bilder über meinen Internet-Stick hochzuladen ist gescheitert. Morgen oder übermorgen gehe ich ins Internetcafé in Swedru, ich werde sie dann dort hochladen.

Und Los geht’s…

Die Koffer sind gepackt (fast) und ich bin bereit für die Reise.
Viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht mehr, jetzt geht alles ganz schnell.
Die letzten Tage zuhause sind gut verlaufen.
Noch einmal mit all denen zusammenkommen, die einem wichtig sind: Freunde, Familie.
Da ich meine Gitarre mit auf die Reise nehme, kann ich nicht ganz so viel Gepäck mitnehmen wie es mir eigentlich erlaubt gewesen wäre. Was ich aber gut verkraften kann, weil 46 kg (2x 23) schon eine ganze Menge sind und sich meine Garderobe in Grenzen hält. Mein eines Gepäckstück wiegt 22 kg, der Gitarrenkoffer, vollgestopft mit allem Möglichen das noch hinein passte, wiegt 15 kg.

Die Aufregung steigt. – bis bald, Deutschland.
Den nächsten Eintrag gibt’s aus Ghana!